Lockere Zinspolitik der Notenbanken verbilligt Immobilienkredite
EZB senkt Leitzins auf 0,25 Prozent / Anleger kaufen deutsche Staatsanleihen / Konditionen für Immobiliendarlehen nochmals gesunken
(München, 7. November 2013) Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins am Donnerstag von 0,5 Prozent auf 0,25 Prozent gesenkt. Damit folgen die europäischen Währungshüter der lockeren Geldpolitik der amerikanischen Notenbank. Die Entscheidung zeigt, dass die wirtschaftlichen und geldpolitischen Schwierigkeiten im Euroraum noch lange nicht ausgestanden sind. Für Immobilienkäufer bedeutet der Zinsschritt in Verbindung mit der zuletzt gesunkenen Rendite für deutsche Staatsanleihen nach Auskunft des Baugeldvermittlers Interhyp, dass Baufinanzierungskunden derzeit von günstigen Zinsen für Immobilienkredite profitieren.
Die Zinsen für Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung sind in den vergangenen Tagen zum Teil bereits auf rund 2,5 Prozent gesunken, vor allem bei hohen Eigenkapitalanteilen. Damit haben sich Darlehen in den vergangenen zwei Monaten um rund 0,3 Prozentpunkte verbilligt, sagt Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen.
Ausschlaggebend für die jüngste EZB-Entscheidung waren mehrere Faktoren. Unter anderem ist die Inflationsrate im Euroraum auf 0,7 Prozent gesunken die niedrigste Inflationsrate seit vier Jahren. Die geringe Teuerungsrate ist ein deutliches Zeichen für eine niedrige Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen.
Die Anleger an den Märkten reagieren wie in den letzten Monaten auch: In Ermangelung an Alternativen investieren sie in Aktien und Staatsanleihen. Auch wenn sich einige Investoren zwischenzeitlich immer wieder an italienische und spanische Papiere getraut haben, so bleiben deutsche Staatsanleihen weiterhin der sichere Hafen. Die hohe Nachfrage sorgt dafür, dass die Renditen sinken. Zuletzt notierten zehnjährige Bundesanleihen bei rund 1,7 Prozent.
Kurzfristig müssen Immobilienkäufer vor diesem Hintergrund eher nicht mit erheblich steigenden Konditionen für Immobilienkredite rechnen. Allerdings haben wir in diesem Jahr starke Schwankungen gesehen, zum Teil auch Zinserhöhungen um 0,5 Prozentpunkte innerhalb weniger Wochen, sagt Michiel Goris. Wer ein Vorhaben plant, sollte die derzeit günstigen Zinsen nutzen und sie sich am besten langfristig sichern. Der Baufinanzierungsexperte berichtet: Nachdem die Zinsen für Darlehen im September auf knapp 3 Prozent gestiegen waren, können eigenkapitalstarke Immobilienkäufer im November für rund 2,5 Prozent finanzieren, zum Teil noch darunter. Darlehen mit fünfjähriger Zinsbindung sind für rund 1,7 Prozent erhältlich. Derart kurzfristige Finanzierungen kommen laut Interhyp jedoch nur für Anschlussfinanzierer mit einer geringen Restschuld oder Immobilienkäufer in Frage, die hoch tilgen können beziehungsweise Flexibilität benötigen. Grundsätzlich rät Interhyp dazu, das aktuelle Zinstief zu nutzen, um die historisch niedrigen Konditionen für 10, 15 oder sogar 20 Jahre zu fixieren. So kosten Kredite mit 20 Jahren Zinsbindungen derzeit nur rund 3,3 Prozent. Ebenso gilt weiterhin die Empfehlung, Tilgungsraten von mindestens zwei Prozent zu vereinbaren. Diese sorgen für eine schnelle Entschuldung und minimieren das Risiko einer teuren Anschlussfinanzierung.