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Baugeld verteuert sich weiter: Ukraine-Krieg verunsichert Märkte zusätzlich
Deutlicher Zinsanstieg um mehr als 0,5 Prozentpunkte seit Jahresbeginn. Ukraine-Krieg birgt neue Unsicherheiten: steigende Inflation und Flucht in Staatsanleihen. Interhyp-Bauzins-Trendbarometer: Im Jahresverlauf moderat höhere Konditionen für Baugeld wahrscheinlich.
(München, 3. März 2022) Nach dem deutlichen Zinsanstieg für Immobiliendarlehen im Januar und Februar halten viele Expertinnen und Experten noch höhere Konditionen im Jahresverlauf für wahrscheinlich. Das geht aus dem jüngsten Interhyp-Bauzins-Trendbarometer hervor, für das Deutschlands größter Vermittler privater Baufinanzierungen Expertinnen und Experten befragt hat. „Die hohe Inflation von aktuell 5,1 Prozent in Deutschland sowie die sanfte konjunkturelle Erholung ließen eine straffere Geldpolitik erwarten, das hätte auch die Bauzinsen nach oben gezogen“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft bei Interhyp. „Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs steht die Europäische Zentralbank nun jedoch vor dem Dilemma, dass die Inflation durch die steigenden Energiepreise zusätzlich angefacht wird, gleichzeitig aber die Wirtschaft durch den Krieg beeinträchtigt wird. Investoren sind bereits vermehrt in deutsche Staatsanleihen geflüchtet, was deren Renditen zuletzt hat sinken lassen. Das könnte beim Baugeld, das sich auch an den Anleiherenditen orientiert, zumindest kurzfristig zu Rücksetzern führen.“ Laut einer Auswertung der Interhyp AG unter den Angeboten von mehr als 500 Kreditinstituten liegen die Zinsen für zehnjährige Kredite Anfang März bereits im Durchschnitt bei rund 1,6 Prozent.
Als treibender Faktor für den Konditionsauftrieb gilt die Inflation, die seit Monaten auf hohem Niveau verharrt. Die jüngsten Zahlen deuten weiter nach oben: In Europa liegt sie aktuell bei 5,8 Prozent, das hat Eurostat nach einer ersten Schätzung gestern bekanntgegeben. In Deutschland ist die Inflation laut der aktuellen Schätzung des Statistischen Bundesamts im Februar auf 5,1 Prozent geklettert. Die Corona-Pandemie hatte zuletzt an Dynamik verloren, was den Druck auf die Notenbanken erhöhte, die lockere Geldpolitik zu beenden. Doch der Ukraine-Krieg hat den Handlungsspielraum der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder massiv eingeschränkt. Einige Notenbankerinnen und Notenbanker sehen derzeit keine Möglichkeit die Geldpolitik in absehbarer Zeit so zu straffen, wie man das noch vor wenigen Tagen erwartet hat. Im Gegensatz zur EZB könnte die US-amerikanische Notenbank Fed auf ihrer Märzsitzung den ersten Schritt zur Leitzinserhöhung gehen, doch auch Fed-Chef Jerome Powell sieht die unschätzbaren Risiken des europäischen Kriegs als Hindernis auf dem Weg zu einer strafferen Geldpolitik.
Die Renditen für Staatsanleihen, die neben den Leitzinsen ein wichtiger Indikator für das Baugeld sind, könnten der Zinswende etwas entgegenwirken. Sie hatten sich seit Jahresbeginn aus dem Minus sukzessive nach oben bewegt. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen lagen im Februar durchgängig im Plus, fielen aber nach der Eskalation in der Ukraine und tendieren mittlerweile wieder im Minus. „Die Bauzinsen bewegen sich derzeit im Spannungsfeld zwischen einer steigenden Inflation, einer erwarteten strafferen Geldpolitik und neuen Unsicherheiten“, konstatiert Mirjam Mohr. Im Interhyp-Bauzins-Trendbarometer halten viele Befragte sowohl mittel- bis langfristig weiter steigende Zinsen für wahrscheinlich. Kurzfristig ist das Bild nicht so eindeutig: Hier erwarten einige auch gleichbleibende oder sogar fallende Bauzinsen. Kreditnehmer und Kreditnehmerinnen sollten mit Schwankungen rechnen – und Zinsrückschläge nutzen.
Laut Interhyp sind die Konditionen für Immobilienkredite im Januar und Februar innerhalb weniger Wochen um mehr als 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Die Zinssätze für fünf- und zehnjährige Darlehen liegen aktuell zwischen 1,5 und 1,6 Prozent, für Darlehen mit 20 Jahren Zinsfestschreibung werden Anfang März rund 1,9 Prozent fällig. „Ließ sich ein 300.000-Euro-Darlehen im Dezember inklusive einer dreiprozentigen Tilgung mit 1.000 Euro bedienen, müssen Kreditnehmer nun monatlich 1.125 Euro aufwenden“, erklärt Mirjam Mohr. „Auch wenn die Zinsen im historischen Vergleich noch niedrig sind, trifft das jetzige Zinsumfeld Erstkäuferinnen und Eigentümer mit Anschlussfinanzierungsbedarf empfindlich“, so Mirjam Mohr. „Wer eine Anschlussfinanzierung heute oder in einigen Monaten oder Jahren benötigt, sollte die Konditionen prüfen. Über Forward-Darlehen lassen sich günstige Konditionen schon bis zu fünf Jahre im Voraus festschreiben.“
Die Expertin rät Kreditinteressentinnen und -interessenten angesichts des Zinsanstiegs, Konditionen genau zu vergleichen. Immobilienkäufer sollten sich zudem im Vorfeld des Kaufs um Finanzierungsbestätigungen oder –zertifkate bemühen, um im steigenden Zinsumfeld schneller finanzieren und sich somit bessere Konditionen sichern zu können. Bei der Finanzierung selbst sei auf eine ausreichende Tilgung und längere Laufzeiten von 15 oder mehr Jahren zu achten.
Mehr Informationen zur aktuellen und historischen Zinsentwicklung sowie die Einschätzungen der für das Bauzins-Trendbarometer befragten Expertinnen und Experten finden Sie in den Zins-Charts.
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