/ Über Interhyp / Presse / Ambivalenz des Wohnens: Corona-Studie von Interhyp untersucht Auswirkungen der Pandemie auf die Wohnsituation der Deutschen
Ambivalenz des Wohnens: Corona-Studie von Interhyp untersucht Auswirkungen der Pandemie auf die Wohnsituation der Deutschen
Ländliche Regionen sind idealer Wohnort während Pandemie. Die Flucht aufs Land ist aber eher eine kurzfristige Wunschvorstellung. Homeoffice wird künftig zentrales Thema bei Immobiliensuche. Corona bestärkt Eigentümer in ihrer Entscheidung.
(München, 06. Mai 2021) Während der Corona-Pandemie verbringen viele Menschen die meiste Zeit des Tages in ihrem Zuhause und befassen sich so intensiv wie nie zuvor mit ihrer Wohnsituation. Wie wirkt sich das auf ihre Wohn-, Arbeits-und Lebensverhältnisse aus? Mit dieser Frage hat sich eine repräsentative Studie der Interhyp Gruppe in Zusammenarbeit mit dem Rheingold Institut befasst. "Das Zuhause ist zum Dreh- und Angelpunkt des Lebens geworden. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten gaben an, viel mehr Zeit als früher zu Hause verbracht zu haben. Das wiederum bedeutet: Arbeiten, Kinderbetreuung, Hobbies - all das findet an einem Ort statt", erklärt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. "Mit dieser Entwicklung geht auch eine Ambivalenz des Zuhauses einher. Einerseits ist es der Ort, der uns vor Corona schützt, andererseits können wir eben diesem Schutzraum kaum noch entfliehen."
Das Haus als Trutzburg
Größe und Lage des Zuhauses beeinflussen die Zufriedenheit der Befragten am stärksten. Wer ausreichend Platz hat, ist deutlich entspannter und ausgeglichener. Fast drei Viertel (84 Prozent) der Hausbewohner gaben an, sich durch Corona noch mehr über die eigene Wohnsituation zu freuen. Bei den Mietern und Wohnungsbewohnern sind es 69 Prozent. Von den Befragten, die auf dem Land leben, sagen knapp die Hälfte (40 Prozent), dass sie mit ihrer Immobilie glücklich sind. In den Großstädten sind es nur ein Drittel (35 Prozent). "Es scheint, als hält ein gutes Wohnumfeld Corona auf Distanz: Die Befragten erleben die Situation als weniger anstrengend und fühlen sich den Corona-Missständen fast schon enthoben", erklärt Utecht. Insbesondere Eigentümer äußern sich in der Umfrage sehr positiv: 39 Prozentvon ihnen sagen, dass sie glücklich mit ihrer Immobilie sind und weitere 30 Prozent der Immobilienbesitzer sind durch Corona mit ihrer Immobilie sogar noch glücklicher als zuvor. Mieter in Großstädten mit kleinen Wohnungen wiederum wirkten in den zweistündigen qualitativen Interviews häufig angespannt und äußerten offen Frust über ihre Wohnsituation.
Homeoffice – wenn das Wohnzimmer zum Arbeitsplatz wird
28 Prozent aller Befragten verbrachten Zeit im Homeoffice. Die Hälfte von ihnen hat kein separates Arbeitszimmer. "Wer zum Beispiel im Wohnzimmer arbeitet, sieht abends vom Sofa aus den Laptop und denkt automatisch an den nächsten Arbeitstag. Der Job ist damit omnipräsent", sagt Utecht und führt aus: "Durch Videokonferenzen bekommen Kollegen wie Führungskräfte einen Einblick in eine persönliche Welt." Die Befragten empfanden das teilweise als einen Übergriff ins Privatleben, was zu einem inneren Konflikt führte und der Frage, wie viel man von sich selbst preisgeben möchte. In den qualitativen Interviews wurde deutlich: Die Befragten leiden unter der Situation und schämen sich zum Teil sogar dafür. "Das Zuhause ist der wichtigste Rückzugsort und plötzlich ist es dem Urteil anderer ausgesetzt. Ob man das will oder nicht. Daher sorgen sich die Befragten, dass die scheinbar unpassenden Räumlichkeiten sie vor ihren Kollegen schlecht dastehen lassen." Aber: So zwiegespalten die Deutschen auch sind - nur 15 Prozent von ihnen wollen vermehrt zurück an den Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte sagt, dass sie künftig sowohl von zu Hause aus arbeiten wollen als auch im Büro. Ein eigenes Arbeitszimmer wird deshalb bei der Immobiliensuche ein wichtiges Thema.
Der Traum von der Idylle auf dem Land
Könnte das Land die Lösung für die oben beschriebenen Probleme sein? Für fast die Hälfte (42 Prozent) der Befragten ist es das auf den ersten Blick durchaus. Sie geben an, dass das Land während der Pandemie der ideale Wohnort sei. Die Großstadt wird von den Befragten als hektisch und eng empfunden (66 Prozent). Auf dem Land hingegen fühlen sich die Menschen freier von den Corona-Beschränkungen (74 Prozent), sie schätzen die Ruhe und Entspanntheit (89 Prozent) und empfinden die ländliche Umgebung als sicherer bezüglich der Bedrohung durch Corona (78 Prozent).
Werden nun massenweise Menschen aus den Städten aufs Land ziehen? "Ganz so einfach ist es dann doch nicht", sagt Jörg Utecht. "Wir beobachten diesen Trend schon länger und befassen uns in unseren Studien fortlaufend damit. Die Erkenntnis ist eindeutig: Die Menschen träumen zwar vom Land, wohnen wollen sie aber im Umland einer Großstadt beziehungsweise einer kleineren oder mittleren Stadt." In den Interviews haben die Befragten vor allem bezüglich der Infrastruktur, der Versorgung und der Anbindung auf dem Land Bedenken geäußert und sich wieder von ihrem Wunsch nach einem Leben dort distanziert. "Das ist schade, denn ländliche Regionen sind eine Riesenchance für viele Familien. Besonders durch die Stärkung mobiler Arbeit wird dort Leben und Arbeiten auf mehr Fläche im Eigenheim zur leistbaren Realität. Dafür braucht es aber in allen Belangen politischen Willen und die Bereitschaft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Unter anderem muss der Netzausbau vorangetrieben werden und der ÖPNV sowie die Nahversorgung müssen ausgebaut werden", sagt Utecht.