Stroh als Baumaterial – eine nachhaltige und kostengünstige Lösung?
Das Bauen mit Stroh ist besonders nachhaltig und dank der guten Wärmedämmung können Sie damit Ihre Heizkosten senken. Informieren Sie sich hier, auf was Sie achten sollten bei der Planung mit diesem klimafreundlichen Material und verschaffen Sie sich einen Überblick über die Kosten dieser Bauweise.
Ist Bauen mit Stroh nachhaltig?
Ja, gerade wenn es um die CO2-Bilanz von Baustoffen geht. Denn Stroh ist ein nachwachsender Rohstoff. Es bindet während seines Wachstums Kohlendioxid und speichert es als Baustoff im Haus. Bei der Herstellung und Verarbeitung zum Baumaterial ist Stroh deutlich weniger energieintensiv als Ziegel oder Beton. Hinzu kommt die gute Dämmleistung, wodurch der Energieverbrauch gesenkt beziehungsweise die Energieeffizienz gesteigert wird. Ein Fünftel des Strohs, das nach einer durchschnittlichen Ernte in Deutschland als Abfall anfällt, würde nach Berechnungen des Fachverbands Strohballenbau (Fasba) für den Bau von 350.000 Einfamilienhäusern reichen.
Was ist ein Strohballenhaus?
Ein Strohballenhaus ist ein Gebäude, dessen Wände aus Stroh konstruiert sind. Strohballenhäuser bieten die Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und sorgen für ein gutes Wohnklima. In Deutschland sind sie seit 2014 in Kombination mit der Holzständerbauweise erlaubt. Lasttragende Strohhäuser brauchen dagegen eine Sondergenehmigung. Die Wände eines Strohballenhauses bestehen üblicherweise aus rechteckigen oder quaderförmigen Ballen, die gestapelt und miteinander verbunden sind. Die Wände werden in der Regel von beiden Seiten mit Lehm, Kalkputz oder Holz verkleidet, um die Stabilität zu erhöhen, die Wärmedämmung zu verbessern und vor Witterung zu schützen.
Für was braucht man Stroh?
Die Quader aus gepresstem Stroh dienen als Ziegelersatz. Das Gewicht von Dach und Obergeschossen wird dabei meist durch ein Holzständerwerk abgefangen. Der Baustoff wird in die Konstruktion verbaut. Er eignet sich auch für Dach- und Deckenelemente, für die Stroheinblasdämmung, als Dämmmatten für Zwischensparren-, Aufsparren- oder Dachbodendämmung sowie in Form von gepressten Strohplatten als Alternative zum Gipskarton.
Wie viel kostet Stroh im Vergleich?
Als Rohmaterial ist Stroh unschlagbar günstig. Rechnet man aber das aufwendige Arbeiten und Verputzen mit ein, liegt der Preis für Stroh als Dämmmaterial pro Quadratmeter leicht über den günstigsten Dämmstoffen wie Polystyrol. Allerdings können Sie hier auch leichter eine Eigenleistung einbringen als beim Massivbau und so als Bauherrin oder Bauherr Kosten sparen. Die nötigen Kenntnisse hierfür werden in Workshops vermittelt.
Eigenschaften und Vorteile von Stroh als Baustoff
- Die Vorteile liegen vor allem im Rohstoff. Beim Stroh handelt es sich um eine nachwachsende Ressource, die als Nebenprodukt der Getreideernte vielerorts bereits vorhanden ist.
- Baustroh ist als reines Baumaterial vergleichsweise günstig.
- Eigenleistungen sind beim Einbau und beim Verputzen möglich.
- Bei der Dämmung hält Stroh mit Mauerwerk mit. Die Wärmeleitfähigkeit für eine 40 Zentimeter dicke Außenwand entspricht dem Passivhausstandard.
- Der Schallschutz für Außenwände ist in der Regel ausreichend.
- Durch den Schutz einer Lehmschicht halten Strohballenhäuser einem Feuer circa 90 Minuten stand.
- Aufgrund der hohen Pressdichte sind die Strohballen resistent gegen Nagetiere und Ungezieferbefall.
- Die Entsorgung ist unproblematisch. In reiner Form kann das Stroh kompostiert oder sogar wiederverwendet werden. Aus Stroh kann Biogas gewonnen werden.
Nachteile von Stroh als Baustoff
- Stroh muss vor Feuchtigkeit geschützt werden. Ansonsten kann es zu Schimmelbildung kommen.
- Die Planung und der Bau sind arbeitsintensiver und aufwendiger als beim Massivhaus. Das macht den Kostenvorteil des Rohmaterials gegenüber Ziegel zunichte.
- Eine solide Planung der Konstruktion und die Güte des Materials müssen gewährleistet sein.
Die Herausforderungen beim Bauen mit Stroh
Bei der Planung wird auf einen ausreichenden Feuchteschutz geachtet. Deshalb ist ein gut koordinierter Ablauf in der Bauphase wichtig. Vorgefertigte Elemente erleichtern und beschleunigen den Prozess. Die Strohballen müssen beim Pressen auf die gewünschten Längen abgebunden werden und eine gleichmäßige Dichteverteilung haben. Strom, Wasser oder Abwasser werden über die Innenwände und die Decken verlegt. Für Elektrokabel und Steckdosen in den Strohballenwänden braucht es eine spezielle Putzbettung.
Kosteneffizienz beim Bauen mit Stroh
Die Kosten für den Bau mit Stroh liegen rund 8 % höher als beim Massivbau. Zwar sind Baustrohballen verhältnismäßig günstig, doch der Einbau und das Verputzen der Strohballen ist arbeitsintensiv und teuer. Außerdem hat nur ein Teil der Bauleistungen mit Strohbau zu tun. Für Keller, Dachdeckung, Fenster und Türen, Innenwände, Fußböden oder die Haustechnik gelten die konventionellen Anforderungen und Preise.
Der Klimaeffekt beim Bauen mit Stroh
Augenfällig ist der niedrige CO2-Fußabdruck, da es sich bei Stroh um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, der beim Wachstum Kohlendioxid aufnimmt und später im Haus speichert. Im Vergleich zu Baumaterialien wie Beton oder Ziegel verbraucht die Herstellung deutlich weniger Energie. Die gute Wärmedämmung des Baustoffs sorgt für eine hohe Energieeffizienz und trägt gleichzeitig zur Senkung der Heizkosten bei. Nach der Nutzung kann das Stroh kompostiert, wiederverwendet, verbrannt oder für Biogasanlagen zur Verfügung gestellt werden.
Fazit: Eine kosteneffiziente und klimafreundliche Lösung?
Stroh ist mit Sicherheit eine klimafreundliche Lösung, bei den Kosten müssen dagegen verschiedene Faktoren einbezogen werden. Denn Strohballenhäuser sind aufwendig in der Planung und der Bearbeitung. Langfristig können sich die Mehrkosten allerdings lohnen. Denn Faktoren wie die gute Wärmedämmung tragen dazu bei, die Betriebskosten des Gebäudes zu senken. Nicht zuletzt der geringe CO2-Fußabdruck reduziert die graue Energie des Baus.
Das Wichtigste im Überblick
- Stroh gehört zu den Baustoffen mit der besten CO2-Bilanz und ist als Rohmaterial verhältnismäßig preiswert.
- Planung und Nachbearbeitung sind aufwändiger und minimieren so den Preisvorteil.
- Langfristig zahlt sich das Material aber durch die Energieeffizienz und die CO2-Bilanz aus. Außerdem verspricht Stroh als Baustoff eine angenehme Wohnatmosphäre.
- Als Dämmmaterial entspricht Stroh den Anforderungen ans Passivhaus.