Nachhaltig Bauen – die wichtigsten 5 Kriterien
Das freistehende Einfamilienhaus ist der Traum fast jeden Immobilieninteressierten. Gleichzeitig gilt es als Klimasünde. Doch mittlerweile muss das nicht mehr sein. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) hat Kriterien für nachhaltiges Bauen definiert und diese in fünf Bereiche zusammengefasst. Neben der Auswahl ökologischer Baustoffe spielen auch Aspekte wie Langlebigkeit sowie Energie- und Kosteneffizienz über den gesamten Lebenszyklus eine wichtige Rolle. Zwar ist eine nachhaltige Bauweise im Vergleich zum konventionellen Bauen oft mit höheren Investitionskosten bei der Errichtung verbunden. Unter Berücksichtigung von Fördermitteln, Energieverbrauch und Werterhalt ist die nachhaltige Bauweise jedoch auch ökonomisch attraktiv. Erfahren Sie hier, wie auch Sie nachhaltig bauen können.
Warum ist nachhaltiger Wohnungsbau sinnvoll?
Wer ein Eigenheim baut, trifft eine weitreichende Entscheidung – schließlich soll sich die eigene Familie und vielleicht einmal die nächste Generation im Haus wohlfühlen. Für viele steht dabei nicht nur die Qualität und Langlebigkeit der Immobilie im Mittelpunkt, sondern auch die Bestrebung, den Traum von den eigenen vier Wänden möglichst gut im Einklang mit Umwelt und Natur zu verwirklichen.
Gerade im Blick auf Klimawandel, Ressourcenschonung und Energieeinsparung ist das nachhaltige Bauen sinnvoller denn je. Dabei geht es um mehr als allein um Energieeffizienz und bestmögliche Wärmedämmung. Wer auf Nachhaltigkeit achtet, berücksichtigt schon in der Planungsphase Kriterien wie den Energie- und Ressourcenverbrauch beim Einsatz der Baustoffe, die Minimierung von Problem- und Schadstoffen im Gebäude oder einen möglichst geringen Flächenverbrauch.
Mit dieser Vorgehensweise entstehen nicht nur werthaltige Wohnhäuser, in denen es sich lange Zeit gut leben lässt. Bauherren, die nachhaltig Bauen, leisten überdies einen Beitrag dazu, dass durch eine sorgfältige Planung und Materialauswahl Umwelt und Klima bestmöglich geschont werden.
5 Kriterien für nachhaltiges Bauen
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) hat einen Kriterienkatalog entwickelt, der von der Planung über die Auswahl der Bauprodukte bis hin zu Energieverbrauch, Anlagentechnik und Wohngesundheit ganzheitliche Aspekte der Nachhaltigkeit umfasst. Die einzelnen Bereiche sind in fünf Kriterien aufgeteilt.
Umweltschonend und energieeffizient
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Auch die Energieeffizienz beginnt schon in der Planungsphase, indem das Gebäude so ausgerichtet wird, dass Licht und Wärme der Sonneneinstrahlung optimal genutzt werden können. Hinzu kommen eine optimale Wärmedämmung, das Heizen mit erneuerbaren Energieträgern und die eigene Stromerzeugung mit einer Photovoltaikanlage.
Wirtschaftlich und langlebig
Nachhaltigkeit hat nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Aspekte. Billigprodukte mit kurzer Lebensdauer sind nämlich auch wirtschaftlich unsinnig, wenn auf lange Sicht die Kosten höher sind als bei der einmaligen Anschaffung eines langlebigen Gutes. So ist auch beim Hausbau entscheidend, dass die Bau- und Sanierungskosten über den gesamten Lebenszyklus von üblicherweise 50 Jahren wirtschaftlich sind. Langlebige Materialen sorgen bei dieser Betrachtung nicht nur für weniger Abfall bei späteren Sanierungen, sondern auch letztlich für geringere Kosten. Zusätzliches Einsparpotenzial bringt hier die vorausschauende Planung: Wenn ein Haus später einmal mit geringem Aufwand in zwei Wohnungen aufgeteilt werden kann oder Räume flexibel umgenutzt werden können, sind dafür anfallende Mehrkosten beim Bau oft langfristig lohnenswert.
Funktional und komfortabel
Zu den funktionalen Kriterien zählen unter anderem eine praktische Raumaufteilung, möglichst weitgehende Barrierefreiheit und die effiziente Nutzung der Wohnfläche. Auch der Wohnkomfort zählt zur Nachhaltigkeit – schließlich sollen sich die Bewohner langfristig im Haus wohlfühlen. Dabei geht es unter anderem um die folgenden Fragen:
- Reicht der Schallschutz aus, um die Bewohner vor störenden Geräuschen aus anderen Zimmern und Wohnungen zu schützen?
- Ist die Heizung so konzipiert, dass sich auch an kalten Tagen Behaglichkeit einstellt?
- Sind die einzelnen Räume ausreichend mit natürlichem Tageslicht versorgt?
- Herrscht in allen Räumen eine ausgewogene Luftfeuchtigkeit?
Angemessen und robust
Dieser Gesichtspunkt ist eng mit der Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit verknüpft und bezieht sich vor allem auf die Anforderungen an die Anlagentechnik. Die Haustechnik sollte alle wichtigen Aufgaben in Bezug auf Energieeffizienz und Wohnkomfort erfüllen, aus langlebigen Komponenten bestehen und möglichst wartungsfreundlich sein.
Materialgerecht und aufwandsarm
Für eine lange Lebensdauer des Hauses ist es unabdingbar, dass qualitativ hochwertige und solide Materialien zum Einsatz kommen. Dabei sollten Bauherren auch auf die spätere Recyclingfähigkeit achten. Beispiel: Ein sortenrein trennbarer Aufbau von Dämmung und Tragkonstruktion bei der Außenwand ist nachhaltiger als ein Verbundmaterial, das beim Rückbau nicht sortenrein recycelt werden kann.
Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude: Was ist das?
Mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) erhalten Eigentümer von nachhaltigen Wohn- und Gewerbebauten den Nachweis, dass ihr Gebäude den Kriterien der Nachhaltigkeit entspricht. Für den Erhalt des QNG-Zertifikats müssen Bauherren den Bau von einem unabhängigen Auditor begleiten lassen. Dessen Bericht dient dann als Basis für die Ausstellung des Zertifikats, das unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) oder dem Verein zur Förderung der Nachhaltigkeit im Wohnungsbau e.V. ausgestellt wird.
Was kostet das QNG-Siegel?
Die Kosten für das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude setzen sich aus dem Honorar des Auditors und der Gebühr des Zertifikatausstellers zusammen. Während der Auditor sein Honorar zumeist individuell mit dem Bauherrn vereinbart, haben die Zertifizierungsaussteller in der Regel feste Gebührensätze, die bei einem Einfamilienhaus in der Regel zwischen 600 und 1.250 Euro plus Mehrwertsteuer betragen.
Nachhaltig Bauen: Förderungen und Zuschüsse
Bundesweit ist die Förderung nachhaltiger Wohngebäude im Rahmen des KfW-Förderprogramms „Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)“ möglich. Voraussetzung ist bei Neubauten das QNG-Siegel und die Einstufung als Effizienzhaus 40. Gefördert werden nicht nur die reinen Baukosten, sondern auch die Kosten des Auditors, der den Bau begleitet. Darüber hinaus können Bauherren je nach Standort der Immobilie von regionalen Förderprogrammen für ökologische und nachhaltige Wohnhäuser profitieren.
Tipp: Fördermöglichkeiten online finden
Auf der Webseite vom Zentrum Ressourceneffizienz des Ingenieursverbands VDI finden Sie im Themenbereich 'Bauwesen' die Förderdatenbank Nachhaltiges Bauen, die eine Übersicht über regionale und bundesweite Fördermittel liefert.
Was kostet ökologisches Bauen und lohnt es sich finanziell?
Bei Betrachtung der reinen Baukosten sind nachhaltige Wohnhäuser meist etwas teurer als konventionell errichtete Gebäude. Wie hoch die konkreten Kosten sind und wie groß die Differenz zur konventionellen Alternative ist, kann nicht pauschal beziffert werden – schließlich ist jedes Eigenheim ein individuelles Projekt, dessen Kosten maßgeblich von den unterschiedlichen Ansprüchen des Bauherrn abhängen. Bezieht man jedoch mögliche Fördermittel sowie langfristige Faktoren wie geringerer Energieverbrauch und bessere Werthaltigkeit mit ein, sind nachhaltige Wohnhäuser den konventionellen Gebäuden oftmals gleichwertig oder sogar überlegen.
Worauf Sie beim Bau einer nachhaltigen Immobilie achten können
In der Praxis stellen sich bei Planung sowie Anbieter- und Materialauswahl viele Fragen, wenn Sie ein nachhaltiges Eigenheim errichten wollen. Auf welche Kriterien Sie achten sollten und welche Faktoren Ihre Entscheidungen beeinflussen können, lesen Sie im Artikel „Merkmale eines nachhaltigen Einfamilienhauses“.