Wie wohnen digitale Nomaden?
Arbeiten und dabei um die Welt reisen: Diesen Traum erfüllen sich digitale Nomaden. Doch diese Arbeits- und Lebensweise eignet sich nur für bestimmte Berufe, und bei der Planung und Durchführung sind einige rechtliche und praktische Knackpunkte zu beachten.
Was versteht man unter digitalen Nomaden?
Das Nomadentum ist seit jeher eine Kennzeichnung für eine mobile Lebensweise ohne festen Wohnsitz. Aus der Menschheitsgeschichte kennt man Nomaden unter anderem als wandernde Hirtenvölker, Beduinen oder reisende Handwerker.
Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt haben sich manche Selbstständige und Arbeitnehmer in modernen Berufen für die Lebensweise als Nomade entschieden. Sie verzichten auf eine eigene Wohnung und leben mobil, wobei der Übergang zwischen Arbeit und Reisen oft fließend ist: Nach dem Ausflug an den Strand wird im Wohnmobil der Laptop hochgefahren, um die noch anstehende Arbeit zu erledigen.
Wie digitale Nomaden unterwegs wohnen
Wie das Leben als digitaler Nomade aussieht, hängt von ganz unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Persönliche Vorlieben spielen dabei ebenso eine Rolle wie die verfügbaren Finanzmittel und der Platzbedarf.
Wohnen in Hotels
Wer in Hotels wohnt, kann mit vergleichsweise leichtem Gepäck reisen und komfortablen Zimmerservice in Anspruch nehmen. Allerdings sind die Kosten hoch und die Chancen auf das Kennenlernen von Land und Leuten eher gering.
Couchsurfing
Beim Couchsurfing bekommen Reisende eine bescheidene Privatunterkunft, zuweilen sogar kostenlos oder gegen Mithilfe im Haushalt. Wer auf diese Art unterwegs ist, braucht wenig Geld und kommt ganz hautnah mit den Menschen und ihrer Kultur in Kontakt. Allerdings funktioniert das nur für diejenigen, die auf Komfort verzichten und sich auf persönliche Begegnungen mit Fremden einlassen können.
Wohnungen temporär mieten
Wer Wohnungen oder Apartments mietet, hat mehr Komfort als beim Couchsurfing und kommt günstiger weg als mit der Unterkunft in Hotels. Je nach Ausstattung steht oft kostenloses WLAN und ein Arbeitsplatz zur Verfügung, an dem man Laptop, Notizen und Arbeitsmaterialien auch mal ein paar Tage liegen lassen kann.
Mit dem Wohnmobil unterwegs
Maximale Mobilität mit Komfort – das bieten Wohnmobile für digitale Nomaden. In Abhängigkeit von den Ansprüchen an das Fahrzeug ist jedoch die Anschaffung nicht ganz billig. Wer mit einem billigen Altfahrzeug liebäugelt, sollte bedenken, dass das Risiko von Pannen und teuren Reparaturen mit zunehmendem Alter und Kilometerstand steigt.
Reisen mit dem Boot
Mit dem Hausboot über Kanäle und Flüsse schippern oder mit dem Segelboot auf Weltreise gehen: Diese romantische Vorstellung bringt ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Wer nicht gerade mit einem maroden „Seelenverkäufer“ unterwegs sein will, benötigt zuerst einmal Startkapital für den Erwerb des Bootes. Hinzu kommen formale Vorschriften: Je nach Größe des Bootes, Motorisierung und den jeweiligen nationalen Bestimmungen ist für das Reisen mit dem Boot zumeist ein Bootsführerschein erforderlich.
Mobil arbeiten auf Madeira
Die Atlantikinsel Madeira ist für digitale Nomaden ein beliebtes Reiseziel – dort werden nicht nur Unterkünfte, sondern auch Co-Working-Places angeboten. Wer auf Madeira arbeiten will, kann sich an verschiedenen Orten in Gemeinschaftsbüros einmieten und die Ausstattung von der Gemeindschaftsküche bis zum schnellen Internetanschluss nutzen.
Welche Berufe eignen sich für digitale Nomaden?
Wie es die Bezeichnung schon vermuten lässt, arbeiten digitale Nomaden häufig in Berufen, in denen keine persönliche Anwesenheit, sondern nur die Kommunikation über das Internet erforderlich ist. Dazu zählen beispielsweise
- Programmierer und Softwareentwickler
- Onlineredakteure
- Übersetzer
- Kreativberufe wie Grafiker, Webdesigner oder Texter
Nicht geeignet ist diese Lebensweise für Menschen, deren Beruf zwingend die Anwesenheit am Arbeitsplatz erfordert. Wer beispielsweise als Krankenpflegerin, Lehrer oder Handwerker arbeitet, kann Reise und Arbeit nicht miteinander verknüpfen.
Rechtliche Besonderheiten
Bevor Sie sich als digitaler Nomade oder digitale Nomadin auf den Weg machen, sollten Sie auch rechtliche Aspekte dieser Arbeits- und Lebensform bedenken.
Meldeadresse
Sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern benötigen Menschen eine Meldeadresse. Diese ist unter anderem für die Zustellung von Behördendokumenten per Post oder die Eröffnung eines Bankontos erforderlich. Für die Meldeadresse benötigen Sie jedoch keine eigenständige Wohnung: Wenn Sie bei Ihren Heimataufenthalten ein Gästezimmer im Haus der Eltern nutzen, können Sie auch diese Adresse als Meldeadresse verwenden.
Steuern
Kompliziert wird es bei der Besteuerung Ihrer Arbeitseinkünfte. Wenn Sie sich überwiegend in Deutschland aufhalten oder mehr als 90 Prozent Ihres Einkommens aus einer Tätigkeit für ein in Deutschland ansässiges Unternehmen erzielen, sind Sie in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig und müssen alle Einkünfte hier versteuern. Wer die meiste Zeit im Ausland wohnt, ist beschränkt steuerpflichtig und muss die Einkünfte versteuern, die er mit der Arbeit für deutsche Unternehmen verdient.
Tipp: Vorab Steuerfragen klären
Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, sollten Sie mit Ihrem Steuerberater Ihre steuerlichen Rechte und Pflichten klären, bevor Sie sich als digitaler Nomade ins Ausland aufmachen.
Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis
Noch mehr rund ums Thema „Zukunftsfähig wohnen“ hier im Info-PDF.
Wenn Sie außerhalb der EU leben und arbeiten wollen, sollten Sie sich vorab über die Bestimmungen des jeweiligen Landes informieren. Rechtlich umstritten ist die Frage, ob Sie mit einem Touristenvisum in ein fremdes Land einreisen und von dort aus online für ein deutsches Unternehmen arbeiten dürfen.
Krankenversicherung
Die gesetzliche Krankenversicherung gilt nur für Behandlungen in Deutschland und eingeschränkt auch für medizinische Leistungen in EU-Ländern. Wer als digitaler Nomade im Ausland unterwegs ist, sollte unbedingt eine darauf abgestimmte private Krankenversicherung abschließen.
Leben als digitaler Nomade: Vor- und Nachteile
Entspannt am Strand oder im Reisestress? Mit leichtem Gepäck unterwegs oder ständig genervt wegen fehlender Ausrüstung? Das Leben als digitaler Nomade kann sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringen. Hier eine kleine Übersicht:
Kennenlernen von fremden Ländern und Kulturen,
Überbrückung der Winterzeit in klimatisch angenehmen Gebieten,
mobiles Leben und Arbeiten als neue Erfahrung,
flexible Verknüpfung von Reisen und Arbeiten.
Schwierig umsetzbar für Familien mit Kindern,
eingeschränkte Job- bzw. Kundenauswahl durch ausschließliche Online-Arbeit,
höherer Wohnkomfort verursacht hohe Zusatzkosten,
viel Aufwand für Planung und Organisation.
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