Altersgerechte Küche – darauf kommt es an
Die Küche ist das Herz jeder Wohnung – und zwar in jedem Alter. Um den Komfort zu erhöhen, die Immobilie aufzuwerten und älteren Menschen ihre Selbständigkeit zu wahren, lohnt sich der frühzeitige Umbau zur altersgerechten Küche. Dazu gehören eine fachkundige Planung, um die Küche ergonomisch auszurichten, die nötige Bewegungsfreiheit und gezielte Maßnahmen. Wir zeigen, worauf es ankommt und welche finanzielle Unterstützung es gibt.
Was ist eine altersgerechte Küche?
Die ideale Küche ist die der kurzen Wege, in der alle Elektrogeräte und Utensilien mit einfachen Handgriffen erreichbar sind. Wenn mit zunehmendem Alter die Arbeiten, die meist im Stehen verrichtet werden, schwerer fallen, lassen sich Hindernisse oft schon mit ein paar gezielten Maßnahmen beseitigen und die Küchen barriererarm gestalten. Wichtig ist, dass die Raumaufteilung auf die Bedürfnisse zugeschnitten ist: kurze Laufwege, Herd, Spüle und Kühlschrank sind möglichst so angeordnet, dass ein praktisches Arbeitsdreieck entsteht. Wichtig ist, dass die Arbeitshöhen auf die Körpergröße der Nutzerinnen und Nutzer angepasst sind.
Was ist eine barrierefreie Küche?
Altersgerecht und barrierearm ist nicht gleichbedeutend mit barrierefrei, auch wenn die Begriffe im Alltag oft synonym verwendet werden. Von Barrierefreiheit spricht man, wenn die Mindestanforderungen nach DIN 18040-2 erfüllt sind und die Küche auch mit einer Gehhilfe genutzt werden kann. Als Bewegungsfläche sind mindestens 120 x 120 cm vorgesehen. Rollstuhlgerecht ist die Küche mit einer Bewegungsfläche von 150 x 150 cm und wenn Spüle, Herd und Möbeln unterfahrbar sind. In diesem Fall liegt der Abwasserabfluss möglichst unter Putz und Hängeschränke sind höhenverstellbar.
Wozu eine seniorengerechte oder barrierefreie Küche?
Um die Küche auch im Alter optimal nutzen und sich weiter selbst versorgen zu können, reichen oft schon einige einfache Umbauten aus. Praktischer als Schränke mit Regalböden sind Schränke mit Schubladen. Elektrogeräte sollten auf einer angenehmen Arbeitshöhe angebracht werden, um unnötiges Bücken zu vermeiden. Für Hängeschränke gilt ein Richtwert von maximal 140 cm Höhe, damit kein Hocker zu Hilfe genommen werden muss, um Gläser oder Teller zu erreichen.
Für eine barrierefreie Nutzung gelten detaillierte Voraussetzungen nach DIN 18040-2:
- schwellenfreier Zugang
- Türbreite: 80 cm (90 cm für Rollstuhlnutzung)
- Bewegungsfläche von mindestens 120 x 120 cm (150 x 150 cm für Rollstuhlnutzung)
- rutschhemmender Boden
- Arbeitshöhen an Herd, Arbeitsplatte und Spüle an die Körpergröße angepasst
- Anordnung von Herd, Arbeitsplatte und Spüle übereck (Empfehlung)
- Unterfahrbarkeit von Herd, Arbeitsplatte und Spüle für Rollstuhlnutzung
Eigenschaften einer ergonomischen Küche
Eine Küche ist dann ergonomisch, wenn die Arbeitsumgebung und die Arbeitsgeräte optimal an die Bedürfnisse der Menschen, die sie benutzen, angepasst sind. Die Küche sollte also so geplant sein, dass einfaches, schnelles und körperlich schonendes Arbeiten möglich ist. Dafür werden neben der Körpergröße auch die Arbeitsabläufe in die Planung miteinbezogen. Ein paar Beispiele: Küchengeräte werden höher platziert, um auf Sichthöhe zu arbeiten. Im bodennahen Bereich sind so viele Auszüge wie möglich eingeplant, für die Vorratshaltung eignen sich Apothekerschränke und in den Eckschränken sind Karussellsysteme ideal.
Arbeitsdreieck: Bei der Planung immer an das (magische) Arbeitsdreieck denken! Herd, Spüle und Kühlschrank liegen nicht weiter als 150 cm auseinander. Das minimiert die Laufwege und optimiert die Arbeitsabläufe. Wenn Sie das Gemüse aus dem Kühlschrank holen, können Sie es direkt in die Spüle legen, um es dort zu waschen. Auf der Arbeitsfläche neben dem Spülbereich wird es geschnitten und mit einem Handgriff in die Pfanne am Herd gelegt.
Küchenspüle: Sie ist das Herzstück jeder Küche. Folgen Sie bei der Planung Ihren Abläufen und nicht umgekehrt. Wo stellen Sie das Geschirr ab? Abhängig von der Bewegung und ob Sie Links- oder Rechtshänder sind, sollte die Abtropffläche links oder rechts vom Spülbecken platziert sein. Der Spülbereich liegt rund 15 cm höher als der restliche Arbeitsbereich in der Küche, um nicht zu lange gekrümmt vor dem Becken zu stehen. Ein Kompostbehälter neben der Spüle vermeidet unnötiges Bücken und ist einfacher zu entsorgen.
Arbeitsplatte: Die Arbeitsplatte auf die Körpergröße anpassen. Als Faustregel gilt: Den Ellenbogen anwinkeln und den Abstand zum Boden messen. Wenn Sie davon dann 15 cm abziehen, haben Sie die ergonomische Höhe Ihrer Arbeitsplatte. Ideal ist, wenn es auch einen Arbeitsplatz gibt, an dem sitzend gearbeitet werden kann.
Herd und Backofen: Der Herd gilt als eine der größten Gefahrenquellen in der Küche. Ein Induktionsherd minimiert das Risiko, eine Verbrennung zu erleiden, denn die Wärmeproduktion funktioniert nur, wenn ein Topf auf der Platte steht. Praktisch ist auch eine ausziehbare Arbeitsplatte, auf der Töpfe vorübergehend abgestellt werden können. Es gibt zudem Küchengeräte, die optisch und akustisch warnen. Über dem Herd angebrachte Sensoren, sogenannte Herdwächter, machen ebenfalls darauf aufmerksam, wenn etwas zu lange auf dem Herd steht. Der ideale Platz für den Backofen ist längst nicht mehr unter dem Herd. Komfortabler und rückenschonender ist es, wenn er sich in Höhe der Arbeitsplatte befindet. Viele Öfen haben eine seitlich öffnende oder eine versenkbare Tür, was das Arbeiten einfacher macht.
Kühlschrank: Bei Kühlschränken ist der erhöhte Einbau in einen Hochschrank längst Standard. Tipp: Achten Sie darauf, dass sich die Kühlschranktür in die für Sie richtige Richtung öffnet.
Geschirrspülmaschine: Der Geschirrspüler kann zur leichteren Bedienung in Sicht- und Arbeitshöhe montiert werden. Ein guter Platz ist unter der Abtropffläche des Spülbeckens, damit Geschirr schneller eingeräumt werden kann. Bei vielen Spülmaschinen lässt sich der Geschirrkorb via Hebel nach unten versetzen. Damit wird oben mehr Platz für Teller frei, was aus ergonomischer Sicht ein Pluspunkt ist. Einige Spülmaschinen verfügen über Mechanismen, mit denen der Unterkorb auf die gewünschte Arbeitshöhe gehoben wird.
Unter- und Oberschränke: Unterschränke mit Vollauszügen erleichtern die Arbeit und verbessern die Übersicht. Die lässt sich zusätzlich durch durchsichtige Einlageböden erhöhen. Oberschränke sollten in Greifhöhe erreichbar oder mit einer Absenkvorrichtung versehen werden. Auch hier sind Auszugssysteme und Schubladen geeigneter als Regale.
Armaturen und Sensoren: Je einfacher die Geräte bedient werden können, desto besser. Erleichterung verschafft eine Einhebel-Mischbatterie mit Temperaturbegrenzung an der Küchenarmatur. Ein langer Brauseschlauch, der sich aus der Armatur ziehen lässt, macht die Handhabung an der Spüle einfacher. Die Dunstabzugshaube lässt sich auch mittels einer Fernbedienung steuern. Am Herd können Sensortasten die Bedienung erleichtern.
Küche altersgerecht umbauen: Tipps für Planung und Umsetzung
Nicht jede Küche lässt sich zur barrierefreien Küche umbauen. Um das Beste aus den Gegebenheiten herausholen zu können, ist eine sorgfältige Planung nötig. Fragen vorab:
- Platzfrage: Ist ausreichend Bewegungsradius vorhanden, um selbst mit einer Gehhilfe rangieren zu können?
- Türe: Mindestens 80 cm Breite sind nötig.
- Installation: Kann die Anordnung von Arbeitsbereich, Kochfeld und Spüle übereck geplant werden oder müssen Anschlüsse, Abflüsse, Schalter und Steckdosen vor dem Umbau versetzt werden?
- Steckdosen: Können ergonomische Steckdosen in die Arbeitsplatte eingelassen werden?
Planung: Um zu vermeiden, dass beim Umrüsten der Küche praktische Details übersehen werden, ist eine eingehende Planung nötig. Geht es darum, mehr Komfort zu schaffen oder sollen die Vorgaben für Barrierefreiheit erfüllt werden? Können die vorhandenen Geräte verwendet werden oder müssen neue angeschafft werden? Soll das Küchenlayout verändert werden, wodurch eine Verlegung von Leitungen und Rohren nötig sein könnte. Ist der Boden rutschfest? Welche Dinge stören an der bisherigen Küche? Was steht auf der Wunschliste (Arbeitsfläche, Stauraum, Backofen auf Brusthöhe…)?
Preisvergleich: Holen Sie sich Angebote mehrerer Fachhändler ein. Die Angebote sollten möglichst detailliert sein, damit sie sich besser vergleichen lassen. Gut zu wissen: In der Regel sind Küchenelemente für altersgerechte Küchen nicht wesentlich teurer.
Was kostet eine altersgerechte Küchensanierung?
Die Kosten für eine barrierereduzierte Küche hängen vom Umfang der Umbaumaßnahmen und den Küchenelementen wie einer höhenverstellbaren Arbeitsplatten oder Schränken mit Liftsystem ab. Als Preisrahmen gelten Kosten zwischen 5.000 bis 20.000 Euro. Eine barrierefreie Küche ist eine Investition, die sich langfristig auszahlt und den Wert der Immobilie steigert.
Einbaubackofen mit versenkbarer Tür | um 750 € |
Einbaukühlschrank | um 250 € |
Geschirrspülmaschine mit Liftfunktion | um 1.000 € |
höhenverstellbarer Oberschrank | um 550 € |
höhenverstellbare Arbeitsplatte | ab 1.000 € |
Seiten-Apothekerschrank | um 200 € |
Eck-Unterschrank | um 250 € |
Unterschrank mit Auszügen | um 250 € |
barrierefreie Einbauspüle | um 400 € |
Einhebelspültischarmatur | um 80 € |
barrierefreie Mischbatterie mit langem Hebel | um 120 € |
Einbausteckdosen | um 70 € |
Welche Zuschüsse und Förderungen für altersgerechten Küchenumbau gibt es?
Um den Umbau zu einer möglichst barrierefreien Küche zu unterstützen, gibt es diverse Zuschüsse und zinsgünstige Kredite. Kompetente Baufinanzierungsberaterinnen und -berater kennen zudem die regionalen Fördermöglichkeiten und wissen, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind.
Zuschüsse der Pflegekasse
Die Pflegekasse bezuschusst den Umbau, die „Wohnumfeldverbessernden Maßnahmen“, mit bis zu 4.000 Euro, wenn ein Pflegegrad vorliegt. Für maximal vier Personen im Haushalt kann der Förderungsbetrag beantragt werden. Voraussetzung ist, dass die Umbaumaßnahmen notwendig sind, um die bestehende Pflegesituation zu erleichtern.
Zuschüsse der KfW
Der Staat unterstützt Bau- und Umbaumaßnahmen, die für Barrierefreiheit sorgen, unabhängig von Pflegebedürftigkeit. Eine Möglichkeit zur Finanzierung eines altersgerechten Umbaus der Wohnung ist der zinsgünstige Kredit „Altersgerecht Umbauen (159)“ in Höhe von maximal 50.000 Euro. Nach der Planung besprechen Sie sich mit Baufinanzierungsexpertinnen und -experten, die sich um die Angebote verschiedener Banken kümmern. Erst wenn eine Zusage der Förderung erteilt wurde, kann mit dem Umbau begonnen werden.