Heizung modernisieren – Optionen, Kosten, Förderung
Wir erleben es im Moment alle: die Energiekosten steigen, erlaubte Grenzwerte werden strenger und der effiziente Umgang oder Verzicht auf fossile Brennstoffe ist das Gebot der Stunde. Da liegt es nahe, die bestehende Heizungsanlage genauer unter die Lupe zu nehmen. Lohnt sich eine Modernisierung der Heizung? Welche modernen Heiztechnologien sind zukunftssicher? Wie hoch ist der Kostenaufwand einer Heizungsmodernisierung? Welche Förderprogramme bieten Zuschüsse?
Obwohl aktuell niemand seriös vorhersagen kann, wie sich die Brennstoffpreise genau entwickeln, ist eines klar: fossile Brennstoffe wie Öl und Gas bleiben auch mittel- und langfristig hochpreisig. Zudem werden Grenzwerte in den nächsten Jahren in Richtung Klimaneutralität verschärft und über eine Sanierungspflicht diskutiert. Kosten und Klima sind also schon zwei gute Gründe, über eine Modernisierung oder auch Erneuerung des aktuellen Heizsystems nachzudenken. Als Faustregel kann man sagen, dass dies besonders für Heizungsanlagen zutrifft, die älter als 20 Jahre sind.
Heizungssystem tauschen – welche Heizalternativen gibt es?
In der Vergangenheit und bis jetzt, wurden vor allem Heizungsanlagen verwendet, die mit Öl oder Gas betrieben werden – mit fossilen, nicht erneuerbaren Brennstoffen. Dies trifft aktuell auf 80 % aller Heizungsanlagen zu (Statista). Die Heizungstechnologie der Zukunft setzt auf einen anderen Schwerpunkt: erneuerbare Energien, niedrige Emissionen, hohe Zuverlässigkeit, günstiger Betrieb.
Und auch die Möglichkeiten sind vielfältiger. Hier ein kleiner Überblick über Heizsysteme der Zukunft:
Wärmepumpe
Die Wärmepumpe ist aktuell besonders gefragt und auch die Anzahl der angebotenen Modelle sprießt gerade auf dem Markt. Die Grundidee der Wärmepumpe ist sehr einfach und extrem nachhaltig: Eine moderne Wärmepumpe nutzt die Wärmeenergie der Luft, des Erdreichs oder auch des Grundwassers. Dabei wird Wärme aus der Umgebung gezogen und über einen Wärmetauscher Wasser zum Heizen erwärmt. Die Wärmepumpe selber wird mit Strom betrieben. Dieser lässt sich beispielsweise über eine kleine Solaranlage beschaffen.
Wärmepumpen liefern eine relativ geringe Vorlauftemperatur von rund 55°C. Sie sind sowohl für Neu- als auch für und Bestandsimmobilien geeignet. Das Gute daran ist, dass die Umweltenergie kostenlos ist – ähnlich wie Solar. Die Wartungs- und Betriebskosten sind gering. Dabei entstehen kaum Emissionen. Zudem ist die Installation einer Umgebungsluft-Wärmepumpe besonders einfach und unkompliziert, denn sie kann vielfach im nahen Außenbereich aufgestellt werden.
Solarthermie
Solarenergie ist eine der umweltfreundlichsten Energiequellen. Die Sonnenstrahlung wird zum Erhitzen von Wasser genutzt, was wiederum zum Heizen benutzt werden kann. Solarheizungsanlagen benötigen keine Brennstoffe, haben keine Emissionen und sehr geringe Betriebskosten. Leider ist besonders in unseren Breiten gerade dann zu wenig Sonne, wenn man die Heizung am meisten braucht – im Winter. Daher eignet sich eine Solarwärmeanlage besonders gut in Kombination mit einer Wärmepumpe. Alternativ kann auch ein Pufferspeicher kombiniert werden, der die Wärmenergie einen längeren Zeitraum speichern kann.
Pelletheizanlage
Pelletheizungen beziehen die Wärmeenergie aus der Verbrennung von gepressten Holzspänen, sogenannten Pellets. Somit handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff, der zudem nicht mehr Kohlenmonoxid abgibt als er vorher aufgenommen hat. Daher gilt auch dieses Heizsystem als nachhaltig. Ein weiterer Vorteil ist der sehr hohe Wirkungsgrad, der bei modernen Pellet- Heizanlagen bei 94 % liegt. Bedenken sollte man jedoch auch, dass beim Verbrennen Feinstaub und Stickoxide freigesetzt werden, und dass eine Lagermöglichkeit mit entsprechendem Platzbedarf für die Pellets notwendig ist.
Fernwärme
Fernwärme ist Hitze, die gebrauchsfertig in die Immobilie geliefert wird. Das ist so einfach, wie es klingt. Das Prinzip beruht darauf, dass Ihr lokaler Energieversorger (beispielsweise Stadtwerke) heißes Wasser erzeugt und es per eigenem Leitungsnetz zu Ihnen liefert. Man muss es nur noch „abzapfen“, also anschließen. Zur Wärmeerzeugung nutzt der Energieversorger ein Kraftwerk. Somit benötigen Sie keine eigene Heizungsanlage, denn das Wasser kommt schon warm zu Ihnen. Dadurch haben Sie auch keine Wartungs- und Betriebskosten. Jedoch binden Sie sich mit einem Fernwärmeanschluss an einen einzigen Lieferanten und haben kaum Einfluss auf seine Preis- und Klimapolitik. Sinnvoll ist dies vor allem in dicht besiedelten Gebieten, also Städten.
Die Umweltbilanz fällt aktuell noch sehr gemischt aus. Zuletzt wurden für Fernwärme bundesweit nur rund ein Drittel umweltfreundliche Energiequellen genutzt – der Rest besteht noch aus fossilen Brennstoffen. Jedoch plant fast jeder Fernwärmelieferant absehbar, zunehmend auf nachhaltige Energien zu setzen. Über die Klimabilanz und Nachhaltigkeit sollten Sie sich direkt bei Ihrem Fernwärmeanbieter informieren.
Heizungsmodernisierung – welche Optionen gibt es?
Und was ist jetzt mit den bisherigen Heizungsanlagen, die auf fossile Brennstoffe setzen? Gehören die komplett der Vergangenheit an? Keine Sorge – auch hier gibt es moderne Technologien, die dafür sorgen, dass sich der Weiterbetrieb nach einer Modernisierung lohnt. Dabei bleibt der Kern Ihrer aktuellen Anlage bestehen. Oftmals bringen schon mehrere, überschaubare Maßnahmen einen spürbaren Einspareffekt - der Austausch veralteter Komponenten gegen neue.
Dazu gehört der Austausch der Heizungspumpe, die Prüfung und Isolierung der Heizungsrohre sowie moderne Heizungsventile. Moderne Pumpen verbrauchen beispielsweise bis zu 80 % weniger Energie. Rohrisolierungen bringen oft 5-10 % Ersparnis. Moderne Heizungsventile, die sich digital programmieren und steuern lassen, können abermals 20 % Kostenersparnis bringen. Darüber hinaus lassen sie sich perfekt in Smart-Home-Systeme einbinden. Zusätzlich ist ein hydraulischer Abgleich der Heizanlage sinnvoll: Dabei werden Raumfläche, Heizkörper und Wassertemperatur perfekt aufeinander abgestimmt.
Falls Ihre aktuelle Heizungsanlage älter als 25 Jahre ist und mit einem Konstant- oder Niedrigtemperaturkessel arbeitet, sollten Sie den Austausch gegen einen modernen und effizienten Brennwertkessel in Erwägung ziehen.
Welche Vorschriften gelten bei der Heizungssanierung?
Wichtig für Ihre Entscheidung zur Modernisierung oder ein neues Heizsystem sind natürlich auch die entsprechenden Vorschriften. Die zentralen Vorgaben und Richtwerte sind im novellierten Gebäudeenergiegesetz (GEG), das zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist, festgehalten. Die DIN EN 12831 definiert die Vorgaben zur Heizlastberechnung, die die Grundlage für die Auslegung der Heizungsanlage ist.
Die wichtigsten Vorgaben und Vorschriften aus dem GEG kurz im Überblick:
- Für neue Heizungen gilt: Derzeit dürfen Ölheizungen weiter verbaut werden, vorausgesetzt ihnen können 65 % erneuerbare Kraftstoffe beigemischt werden. Auch Gasheizungen dürfen noch installiert werden. Jedoch nur wenn sie wasserstofftauglich sind und zu einem späteren Zeitpunkt umgerüstet werden können.
- Für bereits verbaute Heizungen gilt: Vorerst gibt es keine sofortige Austauschpflicht für funktionstüchtige Gas- und Ölheizungen. D.h. bestehende Heizungen dürfen vorerst weiterbetrieben und bei Bedarf einfach repariert werden.
- Details, wie zukünftig mit "alten" Heizungen umgegangen werden soll, hängen von kommunalen Wärmeplanungen ab. Den Zeitplan hierfür bestimmt die Größe der Kommune: Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben dafür laut Wärmeplanungsgesetz bis Mitte 2026 Zeit, kleinere Kommunen bis 2028.
- Mit fossilen Brennstoffen darf nur noch bis Ende 2044 geheizt werden.
- Sobald die kommunalen Wärmeplanungen abgeschlossen sind, gelten die Regelungen auch für Bestandsgebäude.
Da die Vorschriften laufend angepasst werden und von der jeweiligen Heizungsanlage abhängen, ist eine individuelle Beratung auf jeden Fall sinnvoll. Wenden Sie sich dafür an freie Energieberater, Innungs-Heizungsbauer oder Verbraucherzentralen.
Welche Kosten entstehen bei welcher Heizungsmodernisierung?
Es gibt letztlich nahezu unzählige Möglichkeiten der Modernisierung und Optimierung. Die Entscheidung , welcher Weg der beste ist, ist sicherlich immer auch eine Kosten-Nutzen-Abwägung. Das Prinzip jeder Maßnahme ist fast immer dasselbe: Zunächst sind Investitionen notwendig, die sich dann über die Jahre meist amortisieren. Welche Kosten für welche Maßnahmen anfallen und welche Einsparungen dadurch in Ihrem Fall möglich sind, können Ihnen am besten Energieberaterinnen und -berater oder Heizungsfachleute erläutern. Einen guten ersten Überblick bieten Online-Kostenrechner, zum Beispiel von meine-heizung.de oder focus.de
Aufeinander abgestimmte Einzelmaßnahmen an der bestehenden Heizung sind oftmals schon für wenige tausend Euro zu haben, der Umstieg auf eine komplett neue Heizungsanlage kann wiederum mit mehreren zehntausend Euro zu Buche schlagen. Aber keine Angst – es gibt eine ganze Reihe von Fördermitteln und Modernisierungszuschüssen.
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Förderung der Heizungsmodernisierungskosten – wer, wie, wo?
Spätestens wenn die Frage auftaucht, ob und wie man die Kosten für die Modernisierung stemmen soll, kommt der Begriff Fördermittel ins Gespräch. Dank der auch politisch gewollten Steigerung der Energieeffizienz und einem Umstieg auf nachwachsende Rohstoffe, bietet die öffentliche Hand eine ganze Reihe von finanziellen Unterstützungen. Da sind zum einen zinsvergünstigte Kredite mit langen Laufzeiten der KfW-Förderbank, die für geringe monatliche Belastungen sorgen. Diese Kredite werden von normalen Geschäftsbanken abgewickelt. Neben den günstigen Kreditzinsen gibt es oftmals auch einen Tilgungszuschuss zur Gesamtsumme.
Eine weitere Möglichkeit sind BAFA-Zuschüsse. Im Rahmen der BAFA-Zuschüsse werden Investitionen von 2.000 bis 60.000 Euro mit 20 % gefördert. Diesen Zuschuss müssen Sie nicht zurückzahlen. Zusätzlich bieten Bundesländer und Kommunen regionale Förderprogramme, die oft einkommensabhängig und regional abgestimmt sind.
Auch wenn es den Anschein hat, eine Heizungsmodernisierung sei sehr komplex und mit viel Arbeit verbunden, lohnt sich der Aufwand meistens. Holen Sie sich Hilfe und Beratung bei Fachkräften für die Wahl der Modernisierung und Unterstützung von Finanzierungsberatern für die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.