Dämmstoffe im Vergleich – Welcher Dämmstoff passt am besten zu Ihrem Haus?
Eine Fassadendämmung bringt durchschnittlich eine Einsparung von 10 - 25 % der Heizkosten – je älter das Gebäude ist, desto höher sind die Einsparungen. Langfristig amortisieren sich die Kosten. Eine höhere Energieeffizienzklasse steigert den Wert einer Immobilie. Bei der nachträglichen Dämmung kann ein Modernisierungskredit aufwendige Maßnahmen unterstützen.
Warum ist die Wahl des Dämmstoffs so wichtig?
Ob beim Neubau oder bei der Sanierung. Die richtige Dämmung spart auf Dauer Energie und Geld. Allerdings gilt die Annahme „Viel hilft viel“ bei der Wärmedämmung nur bedingt. Mit steigender Dämmstoffdicke sinkt der U-Wert, allerdings nicht linear, denn die ersten Zentimeter Dämmung lassen den U-Wert am meisten sinken und je dicker die Dämmung, desto mehr flacht die Kurve ab.
Im Prinzip können alle Produkte die gleiche Wirkung erzielen. Allerdings benötigen sie eine unterschiedliche Dicke. Das spielt bei der Wahl eine Rolle, auch, weil nicht überall jede Stärke verwendet werden kann. Wo die Materialdicke begrenzt ist, haben gerade fossile Dämmstoffe aufgrund ihrer starken Dämmwerte einen Vorteil.
Auch die Verarbeitung ist bei der Auswahl ein Faktor. EPS, XPS, PUR, Mineralwollen, Mineralschäume wie Schaumglas oder Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen werden als feste Platten oder flexible Matten angebracht. Flocken oder Granulate eignen sich auch zur Kerndämmung. Hohlräume können mit speziellen Schaumstoffen ausgefüllt werden.
Welche Arten von Dämmstoffen gibt es?
Es gibt organische, mineralische und synthetisch Dämmstoffe:
- Organische Dämmstoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Wer nachhaltige Wärmedämmung präferiert, greift zu Materialien wie Flachs, Holz, Hanf, Kork, Schafwolle, Schilfrohr oder Stroh. Es gibt auch Faserdämmstoffe als Matten und Filz, die aus Baumwolle, Schafwolle, Flachs, Hanf und Kokos hergestellt sind. Zellulose besteht aus Altpapier. Viele dieser Materialien enthalten zur Verbesserung des Brandschutzes synthetische Zusätze.
- Mineralische Dämmstoffe sind zum Beispiel Blähton, Glas- und Steinwolle, Mineralschaum, Kalziumsilikat, Perlit oder Schaumglas. Hier werden Mineralien, Quarz oder Ton aufgebläht. Die Körner kommen meist als Schüttungen zum Einsatz. Die Dämmstoffe verfügen über einen hohen Brandschutz, unterstützen die Feuchtigkeitsregulierung und sind ein guter Wärmeschutz.
- Synthetische Dämmstoffe werden auf Erdölbasis hergestellt. Sie sind robust, langlebig und preiswert und deshalb weit verbreitet, haben aber eine schlechte Ökobilanz. Zu den synthetischen Dämmstoffen zählen EPS (Expandiertes Polystyrol), PIR (Polyisocyanurat-Hartschaum), PUR (Polyurethan) und XPS (Extrudiertes Polystyrol). Polystyrol ist besser bekannt als Styropor.
Beschaffenheit der Dämmstoffe
Für die Innendämmung kommen die Dämmstoffe als flexible Matten, Platten, Schüttmaterial oder Flocken. Flexible Matten aus Glaswolle, Steinwolle, Holzfasern oder Hanf eignen sich besonders für die Zwischensparrendämmung an. Schüttmaterial gleicht Unebenheiten aus und Zelluloseflocken sind geeignet, um Hohlräume zu füllen.
Dämmstoffe im Vergleich
Je nach Baumaßnahme kommen unterschiedliche Dämmstoffe in Frage. Diese folgende Tabelle gibt eine Orientierung:
Anwendung | Art | Vorteile | Nachteile |
Dach | synthetisch, zum Beispiel PUR | sehr gute Dämmeigenschaften, geringe Dämmdicke; resistent gegen Feuchtigkeit | basiert auf Erdöl; Herstellung mit hohem Energieaufwand; normal entflammbar |
mineralisch, zum Beispiel Mineralwollen | gute Dämmeigenschaften; nicht brennbar; resistent gegen Ungeziefer und Schimmel | Herstellung mit hohem Energieaufwand; bei Feuchtigkeit Verlust der Dämmeigenschaft | |
organisch, zum Beispiel Holzfaser | gute Ökobilanz; normale Dämmeigenschaft; atmungsaktiv; guter Schallschutz | Preis; normal entflammbar | |
Dachboden / Geschossdecke | synthetisch, zum Beispiel XPS | sehr gute Dämmeigenschaften, geringe Dämmdicke; resistent gegen Feuchtigkeit; geringes Gewicht | Ökobilanz; Herstellung mit hohem Energieaufwand; normal entflammbar |
mineralisch, zum Beispiel Mineralwollen | gute Dämmeigenschaften; nicht brennbar; resistent gegen Ungeziefer und Schimmel | Herstellung mit hohem Energieaufwand; bei Feuchtigkeit Verlust der Dämmeigenschaft | |
organisch, zum Beispiel Zellulose | gute Ökobilanz; Preis; normale Dämmeigenschaft; guter Schallschutz | Hohlraum notwendig; normal entflammbar | |
Fassade | synthetisch, zum Beispiel EPS; Styropor | sehr gute Dämmeigenschaften; resistent gegen Feuchtigkeit; geringes Gewicht | Ökobilanz; Herstellung mit hohem Energieaufwand; normal entflammbar |
mineralisch, zum Beispiel Mineralwollen | gute Dämmeigenschaften; nicht brennbar; resistent gegen Ungeziefer und Schimmel | Herstellung mit hohem Energieaufwand; bei Feuchtigkeit Verlust der Dämmeigenschaft | |
organisch, zum Beispiel Holzfaser | gute Ökobilanz; normale Dämmeigenschaft; guter Schallschutz; atmungsaktiv | Preis; normal entflammbar | |
Keller | synthetisch, zum Beispiel XPS | gute Dämmeigenschaften; resistent gegen Feuchtigkeit; geringes Gewicht | Ökobilanz; normal entflammbar |
mineralisch, zum Beispiel Schaumglas | gute Dämmeigenschaften; formbeständig | basiert auf Erdöl; normal entflammbar; Preis |
Dämmstoffe beim Hausbau
Beim Neubau ist die Dämmung Teil der Planung, denn es müssen für das gesamte Gebäude die energetischen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) erfüllt werden. Um die Anforderungen zu erfüllen, sind je nach Dämmstoff und Bauteil unterschiedliche Dämmdicken notwendig. Deshalb sollten Energieberaterinnen oder Energieberater in die Planung eingebunden werden, die diese ermitteln.
Für den Neubau gilt ein U-Wert von 0,24 W/qmK oder niedriger. Hält man den durchschnittlichen U-Wert ein, hat man bei der Auswahl der Dämmung im Prinzip freie Wahl. Von der Dämmung ist übrigens auch der maximal zulässige Wärmebedarf der Heizung abhängig.
Die Dämmung als Teil des Hausbaus
Die Dämmung ist Bestandteil des Hausbaus und das macht das Ganze einfacher. Die Hohlräume liegen während der Bauphase offen und deshalb kann die Dämmung als Teil der Fassade beim Hausbau mit verbaut werden. Das macht die Maßnahme kostengünstiger als die nachträgliche Dämmung.
Diese Referenzwerte gelten beim Neubau auf dem Weg zum KfW-Effizienzhaus 40:
- Außenwand: U = 0,10 bis 0,12 W/qmK
- Dach: U = 0,11 W/qmK
So wird gedämmt
Beim Neubau wird das Dach in der Regel mit einer Aufsparrendämmung versehen. Eine gute Dämmung des Daches bietet ein enormes Einsparpotenzial bei den Heizkosten. Bei der Fassadendämmung gehört die Kerndämmung zu den gängigen Methoden. Die Dämmung des Kellers hängt davon ab, wie er genutzt werden soll. Beim Neubau sollte von vornherein eine Perimeterdämmung geplant werden, denn sie kann ohne Aufwand im Zuge der Aushubarbeiten stattfinden. Bei der Perimeterdämmung werden die Außenwände und auch die Bodenplatte gedämmt. Wer den Keller nur als Heiz- und Abstellraum benutzt, kann sich auch auf eine Kellerdeckendämmung beschränken.
Zwar gibt es bei Neubauten keine anteilige Förderung für die Dämmung mehr, dafür lassen sich unter Erfüllung bestimmter Voraussetzungen zinsgünstige KfW-Kredite über das Programm „Klimafreundlicher Neubau“ beantragen.
Die Verfahren bei der Außen- oder Fassadendämmung
- Kerndämmung: Hier wird die Dämmung in einer zweischaligen Wand installiert.
- WDVS: Beim Wärmedämmverbundsystem kommen Dämmstoffplatten aus EPS oder Mineralschaum direkt auf die Außenwand und werden mit speziellem Putzmörtel verputzt.
- Hinterlüftete Vorhangfassade: Bei der Fassadenverkleidung wird eine individuell angepasste Front an der Außenwand befestigt, die aus Dämmstoff und Verkleidung besteht.
Die Kosten
Bei der Dachdämmung eines Neubaus liegen die Anschaffungskosten bei 45 bis 130 Euro pro Quadratmeter. Wird zur Aufsparrendämmung auch noch eine Zwischensparrendämmung geplant, wird es teurer. Eine Fassadendämmung kostet je nach Verfahren zwischen 15 und 300 Euro pro Quadratmeter. Die Perimeterdämmung bei einem Neubau kostet zwischen 40 und 60 Euro pro Quadratmeter.
Wie kann ich Dämmstoffe nachrüsten?
Die Dämmung hat einen wichtigen Anteil an der energetischen Sanierung. Rund 35 % der Energiekosten lassen sich damit sparen. Die Dämmung muss nicht auf einmal erfolgen, sondern kann in Einzelmaßnahmen erledigt werden. Mit dem KfW-Sanierungsrechner können Sie abschätzen, wie die Energieeffizienz Ihres Hauses ist und erhalten erste Vorschläge zu Sanierungsmaßnahmen.
Energieeffizienzberatung
Energiekosten im Griff – jetzt berechnen und finanzieren
Sanierungsfahrplan
Der iSFP gibt Auskunft, wie Gebäude Schritt für Schritt über einen längeren Zeitraum durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen energetisch saniert werden können. Die Erstellung eines iSFP wird sogar gefördert: Bis zu 80 % der förderfähigen Kosten für Energieberatungen durch eine zertifizierte Energieberaterin oder einen -Berater übernimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Planung der Maßnahmen
Bei der Fachplanung wird geklärt, welcher Dämmstoff geeignet ist und welche Dicke die Dämmschicht haben sollte. Bei Dach, Fassade und Keller ist der Feuchteschutz zentral. Holen Sie mehrere Kostenvoranschläge zu den Arbeiten ein und achten Sie darauf, dass diese möglichst detailliert sind. Behalten Sie auch im Blick, dass sich durch die Dämmung der Heizwärmebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche verringert. Dadurch ist ein hydraulischer Abgleich der Heizung nötig. Sollten Sie eine neue Heizung planen, warten Sie die Dämmungsmaßnahmen ab, damit die neue Heizanlage nicht überdimensioniert wird.
Nachrüstpflicht bei Immobilien, die nach 2002 gekauft wurden
Für Bestandsgebäude bestehen Nachrüstpflichten, wenn der Eigentümerwechsel nach dem 1. Februar 2002 erfolgte. Die nachträgliche Dämmung muss zwei Jahre nach der Eigentumsübergabe erfolgen. Die Nachrüstpflicht gilt für die Dachbodendämmung, wenn die oberste Geschossdecke zum ungedämmten Dachboden nicht gedämmt ist. Der U-Wert darf 0,24 W/qmK nicht überschreiten.
Kosten
Unverbindlich zu Fördermittel und Finanzierung beraten lassen
KfW-Förderung bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen
Im Rahmen einer umfassenden Sanierung zum Effizienzhaus bietet die KfW Fördermittel. Bei der Fassadendämmung müssen mindestens 10 % der Fassadenfläche saniert werden, bei einer denkmalgeschützten Fassade oder beheizten Wohnräumen, die an unbeheizte Räume grenzen, ist auch eine Innendämmung möglich. Die KfW fördert die Fassadendämmung und den Sonnenschutz, wenn das Haus umfassend energetisch saniert wird und mindestens die Anforderungen an ein Effizienzhaus 85 oder Effizienzhaus Denkmal erfüllt. Wenn Sie planen, Fördermittel zu beantragen, müssen Sie den Antrag stellen, bevor die Handwerker beauftragt werden.
Kriterien bei der Wahl des passenden Dämmmaterials
Bei der Auswahl eines Dämmstoffs spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
- Dämmwirkung: Sie lässt sich am Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten (Lambda-Wert, λ) ablesen. Er gibt den Wärmestrom an, der bei einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin (K) durch eine ein Quadratmeter große und ein Meter dicke Schicht eines Materials geht. Je kleiner der Wert ist, desto besser. Übliche Dämmstoffe liegen etwa zwischen 0,030 und 0,045 W/(mK). Zum Vergleich: Mauerwerk aus Standardziegel besitzt eine Wärmeleitfähigkeit von 0,5–1,4 W/(mK), kann Wärme also besser weiterleiten und ist damit ein schlechter Dämmstoff.
- U-Wert: Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) beschreibt die Wärmemenge, die durch ein Bauteil dringt. Der Wert gibt die Wärmeenergie an, die dadurch verloren geht und wird in Watt pro Quadratmeter und Kelvin – W/(qmK) – angegeben. Der U-Wert hängt eng mit der Wärmeleitfähigkeit zusammen und auch hier gilt: Je niedriger, desto besser ist. Der maximale U-Wert der Außenwand eines Passivhauses liegt bei 0,15 W/qmK.
- Materialeigenschaften: Berücksichtigen Sie die spezifischen Eigenschaften des Materials, zum Beispiel Feuchtigkeitsbeständigkeit, Schallschutz, Brandschutz und Haltbarkeit.
- Ökobilanz: Hier liegen Dämmstoffe aus nachwachsenden und recycelten Materialien wie Zellulose oder Jute vorne. Aber auch bei synthetisch hergestellten Dämmstoffen überwiegt die langfristige Energieeinsparung den Aufwand für Rohstoffgewinn, Herstellung und spätere Entsorgung. Die beste Ökobilanz weist die Holzfaser-Einblasdämmung auf. Bei Hanf- und Jute-Matten gilt dies nur, wenn dafür wiederaufbereitete Materialien verwendet wurden.
- Kosten: Die Bandbreite ist groß. EPS ist der günstigste Dämmstoff, Mineralschaum liegt um ein Vielfaches höher. Einen großen Teil der Gesamtkosten machen die Arbeits- und Gerüstkosten aus. Bei der Kalkulation sollten die Kosten immer mit den langfristigen Einsparungen durch höhere Energieeffizienz verglichen werden.
- Anwendungsbereich: Der Dämmstoff muss zur Maßnahme passen. Manche Dämmstoffe eignen sich besser für die Fassadendämmung, andere für Innen.
- Brandschutz: Alle zugelassenen Dämmstoffe sind bedenkenlos einsetzbar. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet mineralische Stoffe, die nicht brennbar sind.
- Verarbeitung: Einige Materialien sind leichter zu installieren als andere. Fehler bei der Verarbeitung können den Dämmeffekt minimieren oder sogar zu Bauschäden führen.
- Denkmalschutz: Aufgrund der Auflagen beim Denkmalschutz kommt hier oft nur eine Innendämmung der Außenwand in Frage. Dabei ist große Sorgfalt geboten, um Wärmebrücken an den Geschossdecken und den Innenwänden zu vermeiden. Bei unsachgemäßer Ausführung kann es zu Bauschäden durch Feuchtigkeit kommen.
Fazit
An einer effektiven Dämmung kommen alle, die bauen oder bereits ein Eigenheim besitzen, nicht vorbei. Beim Neubau ist die Isolierung Teil des Hausbauprojekts. Im Bestand geht es darum, eine bessere Energieeffizienz zu erzielen und damit auch den Wert der Immobilie zu steigern. Nach einer Energieeffizienzberatung und der Erstellung eines Sanierungsfahrplans lassen sich die Maßnahmen so planen, dass sie zum Budget passen. Relativ kostengünstig und effektiv sind die Arbeiten an der Kellerdecke und der obersten Geschossdecke. Das Dach und die Fassade sind aufwendiger und setzen eine Fachplanung voraus. Förderungen sind möglich, wenn die anspruchsvollen Voraussetzungen erfüllt werden.
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